In dieser Erzählung, die aus Kurzgeschichten, lyrischen Versatzstücken und literarischen Essays besteht, entsteht langsam eine zusammenhängende Geschichte, ein collagenartiger Roman, der sich vielleicht am ehesten als autofiktionale Komposition einer Familienmythologie beschreiben lässt. Der Roman ist multiperspektivisch und wählt in der Regel personale Erzählperspektiven (mit Ausnahmen, siehe etwa den Chor und vereinzelte Ich-Perspektiven bestimmter Kapitel, besonders in den Essayeinschüben), wobei die fokalisierten Figuren zu Beginn diejenigen sind, über die wenig bekannt ist, die also in der kollektiven Erinnerungskultur der Familiengeschichte Leerstellen bilden. So basieren die meisten dieser anfänglichen Geschichten auf Fragmenten der kollektiven Überlieferung, beispielsweise auf dem Bild einer namenlos gebliebenen jüdischen, europäischen Frau und Geschichten von Schwarzen und indonesischen Frauen, die bis auf mündliche Überlieferungen fast vollständig aus dem kollektiven Familiennarrativ verschwunden sind.
Durch die Fokalisierung gerade dieser Familienmitglieder sollen gelöschten Perspektiven beleuchtet und in den Vordergrund gerückt werden, d.h. innerhalb des Projektes sichtbar gemacht werden. Hierdurch entsteht durch das Erinnern im künstlerischen Medium politischer Widerstand, der in die Vergangenheit zurückreicht. Gleichzeitig ist der Versuch der Nachzeichnung einer unbekannten Geschichte auf gewisse Weise auch zum Scheitern verurteilt, weil diese Geschichten Imaginationen sind. Da dies notwendigerweise so ist, sind einige der Figuren auf der Grundlage recherchierter und imaginierter Realitäten bewusst queer wiedergegeben.
Die Erzählung lässt sich grob in zwei Teile unterteilen. Der erste Teil nimmt Geschichten von Personen und Ereignissen in den Fokus, von denen keine oder nur wenige Überlieferungen und Relikte existieren. So wird dieser Teil ein Platzhalter, das beschriebene imaginiertes Textobjekt. Der zweite Teil erzählt vor allem Geschichten aus der Perspektive von Personen, die auf Versionen real existierender Personen basieren.
Allerdings sind die Grenzen zwischen den beiden Teilen nicht starr gezogen, und so finden sich im ersten Teil genauso Teilkapitel, die in der in der erlebten Vergangenheit/Gegenwart spielen, wie es im zweiten Teil Kapitel gibt, die Teil einer Legendenbildung der kollektiven Familienerinnerung sind. Die Erzählstruktur macht klar, dass alle Texte imaginierte Geschichten sind und sein müssen.
Neben den Einschlägen anderer Genres gibt es auch immer wieder Einschübe anderer Sprachen, die unübersetzt bleiben (der Großteil dieser Einschübe ist auf Englisch und kann deswegen dennoch von einem deutschen Lesepublikum verstanden werden, der Rest ergibt sich aus dem Kontext – die Unzugänglichkeit bestimmter Sprachen von außen soll nach Möglichkeit so erhalten bleiben). Im Großen und Ganzen folgen die Geschichten einer zeitlichen Chronologie von der Vergangenheit in die Gegenwart. Manche Figuren tauchen in der Geschichte wiederholt auf. Die Geschichten laufen mehr und mehr auf die Figur Mädchen zu, aus deren Perspektive zum Ende des Romanes hin vorrangig erzählt wird.